Stephan Thomae

THOMAE: Schengen bleibt Daueraufgabe liberaler Politik

Ein Europa ohne Grenzen ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Das ist ein Vierteljahrhundert nach Abschaffung der stationären Grenzkontrollen an den Binnengrenzen leider offensichtlich. Es bleibt eine Daueraufgabe liberaler Politik, Schengen gegen populistische Tendenzen der Abschottung und Nationalstaatlichkeit zu verteidigen. Das Jubiläum ist daher auch ein Weckruf. Der Schengenraum ist Ausdruck gelebter Freiheit und Freizügigkeit und eine der größten Errungenschaften in der Geschichte Europas. Beseelt von dem Traum des europaweiten Reisens ohne Grenzkontrollen ist er ein Musterbeispiel internationaler Verflechtung. Die Corona-Krise darf nicht dazu führen, dass die Übereinkunft dauerhaft außer Kraft gesetzt wird. Einseitige und unabgesprochen eingeführte Grenzkontrollen bedrohen den Wohlstand Europas und können nur ein vorübergehendes Mittel im Kampf gegen das Virus sein. Die Aufgabe der europäischen Staaten ist es, sich schnellstmöglich auf gemeinsame Maßnahmen zur Eindämmung des Virus zu einigen und einen Weg zurück zu Schengen zu finden.